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Was kostet mich meine Periode?

Autorenbild: Hannah MayLouHannah MayLou

Wusstest du, dass Perioden als Luxus gelten und teure Kunstgegenstände notwendiger sind als deine Tampons? Zu mindestens laut österreichischem Steuersatz.


Vergangene Woche feierten die Frauen* in Deutschland, denn der Steuersatz auf Damenhygieneartikel, die sogenannte „pinke Steuer“ (pink tax) wurde endlich gesenkt. Statt den vergangenen 19% wird sie ab 1.1.2020 auf 7% herabgesetzt.

(*Frauen steht in weiterer Folge für alle Personen, die menstruieren.)


Aber wie sieht das eigentlich in Österreich aus? Sind wir wirklich so fortschrittlich wie wir oft zu denken glauben?


Leider nein, denn Österreich hängt ziemlich hinten nach. Länder wie Uganda, Nigeria oder Libanon haben uns in der Sache schon überholt. In diesen Ländern werden Hygieneprodukte wie Tampons, Binden und Menstruationstassen nicht besteuert, weil sie für notwendig eingestuft werden, während bluten in Österreich noch als Luxus gilt.



Wusstest du, dass du in Österreich für Hygieneprodukte wie Tampons gleich viele Steuern zahlst wie für Kaviar und Champagner? Oder sagen wir so: du zahlst für den Tampon mit dem dir deine Mitschülerin netterweise aushilft, mehr Steuern als für die Vorführung deines Lieblingsfilms oder das Futter deiner Katze.


Die Rede ist hier von der Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) die für Konsumenten bei jedem Produkt anfällt. In Österreich beträgt die normale Umsatzsteuer 20% aber es gibt auch ermäßigte Steuersätze für Produkte die als notwendig gelten.


Als notwendig und demnach geringer besteuert, gelten zum Beispiel Lebensmittel, Personentransporte, Pflanzen, Wein und Bücher. Alle anderen Produkte werden mit 20% versteuert und werden somit als Luxus eingestuft.


Aber ich denke die wenigsten Frauen würden Periodenkrämpfe, Stimmungsschwankungen und Heißhungerattacken auf Anhieb mit Luxus verbinden. Aber genau so luxuriös verbringen wir in unserem Leben ganze 6.5 Jahre.


Wie unfair für die Männer, dass sie nicht Teil der 50% sind die mit diesem Privileg gesegnet sind!


Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht was uns Frauen dieser „Luxus“ eigentlich so kostet in unserem Leben und bin auf eine beachtliche Summe gekommen.



Aber wieviel kostet mich jetzt meine Periode?



Ich will ja gar nicht wissen wieviel Eis, Schokolade und Chips ich in mich hineinstopfe und wenn ich den Friedhof meiner kaputten Unterhosen sehen würde, würde das vermutlich in einem Heulkrampf enden. Wenn mir dann jemand zu Beginn meiner Menopause eine komplette Rechnung aller Perioden hinlegen würde, wäre es besiegelt, dass ich die restlichen Jahre meines Lebens mit heulen verbringe.


Keine Sorge, in dieser Rechnung werden ich nicht deine kompletten Ausgaben berechnen! Bloß die für Hygieneprodukte, die wir während unseren durchschnittlich 500 Zyklen verbrauchen und nicht die „special extras“.


Laut Umfragen verwenden ca 70% der Frauen Tampons. Weil der Hersteller empfiehlt den Tampon alle 4-8 Stunden zu wechseln, verwende ich hier einen Durchschnittswert von 6h obwohl die meisten Frauen ihren Tampon wesentlich öfter wechseln.


Für eine Packung normaler Tampons zahlt man bei einer gewissen Marke für 16 Stück ganze 3,68€ und die Anzahl der Tage an denen eine Frau menstruiert variiert zwischen 3 und 7 Tagen aber ich verwende für meine Rechnung den Durchschnittswert 5.


Außerdem menstruiert eine Frau in ihrem Leben circa 500 Mal. Unglaublich, oder?


Wenn eine Frau während ihrer Periode also durchschnittlich 4 Tampons pro Tag braucht, ergibt das 10 000 Tampons in ihrem Leben. Diese 10 000 Tampons kosten schlussendlich 2300€.


Einige Frauen können sich aber nicht mit dem Tampon anfreunden und verwenden lieber Binden. Wieder andere Frauen gehen auf Nummer sicher und verwenden beides in Kombination. Das ist natürlich doppelt so teuer aber man zahlt lieber mehr Geld als einen Blutfleck auf der Hose zu riskieren.


Rechnen wir also 5 Binden pro Periode.


Eine Packung davon kostet bei einem Hersteller 3,49€ und es sind 10 Stk enthalten. Wenn wir es wieder auf die 500 Zyklen hochrechnen, kommen wir also auf 2500 Binden. Diese Binden kosten insgesamt 872,50€.


Laut meiner Rechnung gibt eine Frau also in ihrem Leben durchschnittlich ca 3172,50€ für ihre Periode aus wobei das natürlich von Frau zu Frau variiert.



Wieviel Geld geht davon jetzt tatsächlich nur für Steuern drauf?




Bei einem Steuersatz von 20% ergibt das bei 3000€ Umsatz ganze 600€ pro Person an Steuern.


2019 gibt es in Österreich ca 4,43 Millionen Frauen die im Laufe ihres Lebens alle ihre Menstruation haben.

Diese Frauen verschaffen dem Staat insgesamt 2658000000 € also 2,658 Mrd € an Steuern in ihrem Leben.


Das sind 2,658 Mrd € mehr als Männer zahlen müssen und genau hier liegt die Ungerechtigkeit.


Aber es handelt sich hier jetzt NUR um die Steuern. NICHT um das eigentliche Hygieneprodukt, NICHT um die Schmerztabletten ohne die wir es nicht aushalten. NICHT um die Süßigkeiten die unser Partner für uns kaufen muss während wir mit Krämpfen im Bett liegen. Und auch NICHT um all die schönen, zerstörten Unterhosen die wir schweren Herzens entsorgen mussten.


Weil die Periode an sich schon ein ungerecht aufgeteiltes Phänomen ist, sollten die Steuern dafür wenigstens gerecht sein. Aber während wir uns vor Krämpfen winden, versucht der Staat auch noch zusätzliches Geld aus uns herauszuquetschen.


Außerdem ist es verdammt unfair, dass Kunstgegenstände als notwendiger gelten als Tampons und ich bin mir sicher keiner dieser Gesetzesmacher hat jemals erlebt wie es sich anfühlt, wenn man unterwegs ist, eine weiße Hose trägt und plötzlich spürt wie man ausrinnt. Ich bin mir sicher, keiner von ihnen hat jemals diese unendliche Dankbarkeit für das letzte Tampon, das man noch zufällig in der Tasche findet, gespürt.


So lange man eine Sache nicht miterlebt hat kann man auch nicht mitsprechen geschweige denn Gesetze darüber beschließen!


Wenn du auch der Meinung bist, dass der Steuersatz gesenkt werden sollte gibt es hier außerdem eine super Petition

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